Wenn Hunde (oder auch Katzen) am Silvesterabend “verrücktspielen”, so kann es sich entweder um eine begründete Furchtreaktion handeln (das Tier hat wirklich etwas Schreckliches oder Schmerzen im Zusammenhang mit einem Knall erlebt) oder um unbegründete diffuse Angst.
Wie bei der Entwicklung anderer Ängste und Phobien auch, gibt es beträchtliche rassespezifische und noch größere individuelle Unterschiede. Im Gegensatz zu anderen Ängsten spielt im Zusammenhang mit Silvester aber häufig noch eine große erlernte Komponente eine wichtige Rolle.
Wenn Besitzer ein Erschrecken Ihres Tieres vor lauten Geräuschen (Müllautos, klappernden Fensterläden, Fernsehgeräuschen) kaum bemerken und dementsprechend nicht weiter beachten, dann lernt schon der Welpe, dass nichts Schlimmes geschieht und er wird mit der Zeit gelassener.
Schussgeräusche oder Knallerei scheinen aber auch von vielen Besitzern als bedrohlich empfunden zu werden. Sie „erwarten” von ihrem Hund regelrecht eine erschreckte Reaktion, sehen zu ihm hin und wenn der Hund tatsächlich zusammenzuckt oder den Kopf duckt, versuchen sie ihn zu beruhigen. Mit dieser gut gemeinten Reaktion, jedem Trösten, Beruhigen, Zureden verleihen sie aber dem Ereignis noch nachträglich eine besondere Bedeutung. Sie „trainieren“ Ihren Hund auf diese Weise regelrecht, bei Knallerei oder Schüssen Angstverhalten zu zeigen und „belohnen“ ihn bei entsprechender Reaktion durch Zuwendung!!
Natürlich gibt es souveräne Hunde, die trotz Besitzerreaktion nicht zum „Angsthasen” werden. Von ihrer Veranlagung her können ängstliche Tiere sich aber durch die Reaktion ihrer Besitzer beim ersten Auftreten ängstlichen Verhaltens zu regelrechten „Panikern“ entwickeln.
Weil es sich meist um schon lange bestehende Ängste handelt, ist auch eine Behandlung oft erst nach monatelanger Therapie anhaltend erfolgreich. Sie sollten also viele Monate vor Silvester beginnen!! Ist die Jahreswende überstanden, wird das Problem gerne verdrängt und erst wieder Anfang des nächsten Dezembers in der Tierarztpraxis erwähnt.
Wenn Ihr Tier am Silvesterabend nur mäßig beeinträchtigt ist, sollten Sie versuchen, dies soweit möglich zu ignorieren. Besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, welche unterstützenden Präparate empfohlen werden können, um die Ängstlichkeit zu mildern (angstlösende Medikamente, Homöopathika, Bachblüten). Die meisten derartigen Mittel sollten bereits längere Zeit vor Silvester täglich verabreicht werden.
Eine tatsächliche Sedierung / Ruhigstellung wird im Allgemeinen nicht empfohlen, da diese nur kurz wirksam sein kann, ohne Schäden zu verursachen, die Knallerei aber über Stunden andauert. Außerdem erhöhen einige der häufig dazu verwendeten Medikamente gerade die Geräuschempfindlichkeit. Dies bedeutet für einen zur Bewegungslosigkeit verurteiltes Tier eine furchtbare Erhöhung seiner Angstqual.